konditionierte Entspannung

„Siiiiiiiitz, Nein, Aus, Hiiiiiier!“ Kennst du das auch? Dein Hund sieht andere Hunde spielen, einen Hasen flitzen oder den heiß geliebten Nachbarn und die hart erarbeitete Erziehung ist dahin. Dabei kommt einem schon mal der Gedanke, der Hund möchte einen provozieren oder ist dominant. Aber nein, so ist das nicht. Ein häufiger Grund, warum ein bestimmtes Verhalten nicht ausgeführt werden kann, ist ein zu hohes Erregungsniveau. Im Gehirn befindet sich ein „Schalter“, der durch zu hohe Erregung vom denkenden Zustand in den reflexiven Zustand wechselt. Im Alltag möchte man den Hund natürlich so oft wie möglich im denkenden Zustand haben, da dann unsere Signale wahrgenommen und ausgeführt werden können. Im reflexiven Zustand ist das nur schwer möglich, denn dort laufen alle Verhaltensreaktionen automatisch ab. Durch das Hormon Oxytocin kann aber der „Schalter“ vom reflexiven in den denkenden Zustand umgelegt werden, und dieses Hormon nutzt man bei der konditionierten Entspannung.

Entspannungstuch

Lucy mit Entspannungstuch

aktiver Aufbau des Entspannungssignals

Durch Streicheln oder Massagen, die der Hund genießt, wird im Körper Oxytocin ausgeschüttet (auch beim Menschen, deswegen ist Hunde streicheln so schön) und der Hund entspannt sich. Wenn man nun immer ein bestimmtes Wort (z.B „Müde“ oder „Ruhe“) mit dem Streicheln verknüpft (klassische Konditionierung), kann nach einigen Wiederholungen allein dieses Wort eine Oxytocinausschüttung auslösen und den Hund entspannen.

passiver Aufbau des Entspannungssignals

Wenn man einen Hund hat, der nicht so gerne kuschelt oder angefasst wird, baut man das Signal lieber auf eine andere Weise auf. Denn das Oxytocin wird nur ausgeschüttet, wenn der Hund das Streicheln angenehm empfindet. Also sagt man das Entspannungswort immer kurz bevor der Hund einschläft. Die meisten Hunde drehen noch ein paar Runden in ihrem Körbchen, bevor sie sich hinlegen und schlafen. Genau dann wäre der passende Zeitpunkt um das Wort zu sagen. Wenn der Hund schon tief und fest schläft, sollte man ihn natürlich nicht durch das Wort aufwecken.

Neben dem Wortsignal kann aber auch ein optischer Reiz, wie z.B. eine bestimmte Decke oder auch ein olfaktorischer Reiz, wie z.B. Kamille- oder Lavendelduft, mit Entspannung verknüpft werden. Immer wenn der Hund beginnt sich zum Schlafen hinzulegen, kann man die Decke oder ein Tuch, das z.B. nach Kamille riecht, neben den Hund legen. Sobald er aktiv wird, wird das Tuch oder die Decke wieder weggepackt.

Wichtig: Die Entspannungssignale sollten regelmäßig „aufgeladen“ werden. So verhindert man, dass sie beim häufigen Gebrauch in stressigen Situationen ihre Wirkung verlieren oder sogar mit Aufregen in Verbindung gebracht werden.

Ich nehme gerne die Decke und das Tuch mit Kamilleduft mit auf Seminare. So kann Lucy während der Theorieeinheit in Anwesenheit von fremden Menschen und Hunden schlafen. Bei manchen Hundebegegnungen stellen sich Lucys Haare im Nacken auf, dann sag ich einfach „Ruuuuuheee“ und man kann sehen wie sich die Haare wieder legen und sie Blickkontakt zu mir aufnehmen kann.

Anwendung des Entspannungssignals